Flüssiges Lesen

Lesetipp – Flüssiges Lesen: was und wie?

Das Konzept des flüssigen Lesens umfasst genaues Dekodieren, Geschwindigkeit, Verständnis und Prosodie (ausdrucksstarkes, personalisiertes Lesen). Flüssiges Lesen wird auch mit den englischen Begriff fluency bezeichnet. Wie jede andere neue Fähigkeit, die erlernt wird, erfordert auch das flüssige Sprechen Übung. Eine offensichtliche Möglichkeit, den Lesefluss zu trainieren, ist die Methode des wiederholten Lesens. 

Der amerikanische Lernpsychologe S. Jay Samuels steht hinter der Entwicklung des Prinzips des wiederholten Lesens. Er begründet diese Methode damit, dass Schüler:innen, die Schwierigkeiten haben das automatische Lesen zu entwickeln, vom mehrmaligen Lesen desselben Textes profitieren. Das mehrmalige Lesen war lange keine bekannte Methode im Leseunterricht. Vielmehr wurden in jeder Stunde neue Texte benutzt.  

Samuels wies auf dieses Problem hin, da es im Gegensatz zu dem steht, was wir sonst über das Lernen wissen – um in einer bestimmten Übung gut zu werden, muss man dieselbe Übung viele Male wiederholen – daher ist es auch sinnvoll, mit wiederholtem Lesen zu arbeiten, um die Geläufigkeit zu verbessern. 

Die Methode des wiederholten Lesens ist besonders wichtig für legasthene Schüler:innen. Beim ersten Lesen eines Textes haben Legastheniker:innen kaum die Möglichkeit, diesen zu beherrschen, während das wiederholte Lesen zu einem Training beiträgt, das zu einer größeren Beherrschung des Lesens, d. h. zu einem flüssigeren Lesen, führen kann. 

Gute Tipps, wie man flüssiges Lesen üben kann 

Gertrud Brandt, die dänische Autorin des Buches „Flüssiges Lesen in der Praxis“, zeigt eine Reihe von Möglichkeiten auf, die Leseflüssigkeit in der Praxis zu stärken. Einige davon haben wir hier zusammengefasst: 

  • Partnerlesen: 

Bei dieser Methode wechselt man sich paarweise beim Vorlesen ab. Das Prinzip der Methode besteht darin, dass ein/eine Schüler:in der anderen Person laut vorliest, während diese dem Text folgt. Die jeweils Zuhörenden unterstützten und helfen bei der Entschlüsselung von Wörtern, sprechen über schwierige/unbekannte Wörter und korrigieren Lesefehler. Dann werden die Rollen getauscht. Forschungen haben ergeben, dass diese besondere Methode sowohl in Bezug auf die Leseflüssigkeit als auch auf das Leseverständnis, die Wahrscheinlichkeit der Selbstkorrektur von Lesefehlern, das genaue Dekodieren und das größere Selbstvertrauen zu deutlich besseren Ergebnissen führt. 

  • Lesemodell für Lehrer:innen: die Drei-in-einem-Methode: 

Diese Methode trainiert ebenso wie die oben beschriebene das flüssige Lesen. Es besteht aus drei Teilen: 1) Lehrkraftmodellierung 2) direkter Unterricht 3) eigene Tests der Schüler:innen. Bei der Modellierung durch den Lehrenden unterbricht die Lehrkraft sich selbst während des Lesens und spricht die herausfordernden Elemente an, z. B. die Aussprache verschiedener Wörter oder die Interpretation verschiedener Figuren im Text. Nach der Modellierung wäre es naheliegend, einige der Beispiele aus dem Text im direkten Unterricht zu vertiefen. Anschließend üben die Schüler:innen das Lesen desselben Textes und wenden dabei dieselben Strategien an, um ein flüssigeres Lesen und damit ein besseres Verständnis des Textes zu erleben. 

Quelle:  

Brandt, G. (2019). Flydende læsning i praksis,  Akademisk Forlag

https://improvingliteracy.org/brief/fluency-text