Wollen Sie erfahren, wie Sie besser mit großen Informationsmengen umgehen können?

Zu meiner Studienzeit suchte man nach relevanten Artikeln auf Karteikarten, die den Bibliothekskatalog enthielten. Später waren es Mikrofilme. Meine Ergebnisliste enthielt in der Regel 10-15 Titel mit Büchern oder Artikeln, aus denen ich eine Auswahl treffen musste. Und diese Anzahl war oft schon überfordernd.

Heute werden Suchen über das Internet gemacht und liefern eine Unzahl an Ergebnissen. Bei der Abwägung, welche Titel in der Ergebnisliste relevant sind, geht einem schnell die Puste aus und man verliert den Überblick.

Vor kurzem habe ich einem Studenten bei einer Aufgabe über Martin Luther geholfen. Obwohl wir unserer Meinung nach ein sehr präzises Stichwort wählten, war die Ergebnisliste an Titeln riesig. Wenn wir die Methode aus meinen Studienzeiten angewendet hätten, wären wir mit Glück in 20 Jahren allein mit der Liste fertig gewesen. Bei der großen Menge an Ergebnissen kam uns die Methode des Überfliegens zu Gute. Damit konnten wir uns schnell einen guten Überblick über die Relevanz der vorgeschlagenen Titel verschaffen. Daraufhin erhielten wir etwa 60-80% des benötigten Wissens durch die ausgewählten Titel. Das ist ein gutes Ergebnis, wenn man einen Text erstmalig liest. Daraufhin konnten wir uns auf die Passagen konzentrieren, die wir nun eingehend lesen mussten und analysierten sie, um sie in die Aufgabe einzuarbeiten.

Auswählen – überfliegen – durchlesen

Es gibt große Unterschiede zwischen damals, als ich studierte, und dem digitalen Zeitalter heute. Denn heute müssen wir unsere Erwartungen an das, was wir aus den einzelnen Suchen erhalten, herunter schrauben. Und wir müssen uns außerdem einer Menge verschiedener Werkzeuge bedienen, um zu den Informationen zu gelangen, die wir benötigen, um die Ergebnisse durchzusehen und im Internet auszuwählen. Aus den Überschriften müssen wir schließen, ob es sich um eine Zusammenfassung, eine Aufzählung, eine Illustration oder eine graphische Darstellung handelt.

Schnelles und rationelles Lesen erfordert es, sich sein Leseziel klar vor Augen zu führen. Wie viel müssen Sie über das Thema wissen? Lesen Sie, um sich einen Überblick zu verschaffen, oder lesen Sie, um das Thema weitervermitteln zu können – also um das erworbene Wissen an andere weitergeben zu können? Wenn Ihnen dies klar ist, können Sie im Auswahlprozess weitergehen, indem Sie Ihren Fokus auf den Text legen.

Effektives Lesen beginnt mit einer Übersicht über die Stoffmenge, den Schwierigkeitsgrad und natürlich auch der Relevanz. Ist der betreffende Text hier relevant für das Thema? Glauben Sie, Sie können ihn gebrauchen? Beim Auswählen – zum Beispiel indem Sie einem Link in der Ergebnisliste folgen – bestimmen Sie, welche Texte auf den ersten Blick Wert erscheinen, weiterverfolgt zu werden.

Von hier aus können Sie mit dem Überfliegen der ausgewählten Texte beginnen. Dabei möchte ich an dieser Stelle auf das Zitat von Henrik Ibsen aufmerksam machen: „Man soll nicht lesen, um alles herunterzuschlucken, sondern vielmehr sehen, was man gebrauchen kann.“ Sie überfliegen vielleicht die Seiten mit den Augen, um sich zügig einen Überblick über den Link, den Text oder die Situation zu verschaffen. Während Sie das machen, erhalten Sie bereits ein Verständnis des Textes von etwa 60-80%. Das bedeutet, dass Sie später den Text wiedererkennen können und einen Teil des Inhalts sogar wiedergeben könnten. Damit sind Sie auch schon im Stande, die Relevanz zu beurteilen: Und wenn ja, dann können Sie sich nun den Text vornehmen und sich hinein vertiefen, um ihn 100%ig zu verstehen.